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IAK Theolinguistik in Budapest 2012:



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IAK Theolinguistik in Budapest 2012


während der Linguistik-Tage der Gesellschaft für Sprache und Sprachen e.V.: Sprache(n) und Disziplinen im Wandel, Budapest, Ungarn, 7.-9. Juni 2012


 

Universität Budapest (ELTE) Germanistisches Institut



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Leitung des AKs: Greule Albrecht & Kucharska-Dreiss Elżbieta

Rahmenthema: ZIELGRUPPEN IN DER RELIGIÖSEN KOMMUNIKATION

Nachdem wir uns in früheren Sitzungen dem Forschungsgegenstand „religiöse Sprache“ bzw. „religiöse Kommunikation“ aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln genähert haben, möchten wir diesmal explizit diejenigen Formen der religiösen Kommunikation in den Fokus rücken, die eine klar erkennbare Zielgruppenorientiertheit zulassen oder gar voraussetzen. Das Spektrum dieser Formen reicht von einfachen Texten bis hin zu komplexen Ritualen; hierzu einige Beispiele:
• Gebete (Kindergebete, Gebete junger Menschen, Gebete der Liebenden);
• Predigten (für Kinder, für Jugendliche, für Erwachsene, für Senioren);
• Gebet- bzw. Gesangbücher: Kindergebetbücher, Gebetbücher für Jungendliche, für Soldaten, neuerdings auch für Manager („Manager-Gebetbuch. Besinnung für Führungskräfte“, 2004); wie es die älteren Titel belegen, stehen die Ausgaben neueren Datums durchaus in einer längeren Tradition: „Das fromme Kind am Tisch des Herrn. Vollständiges Gebetbuch für jüngere und ältere Kommunionkinder mit 10 Kommunionandachten und vielen Belehrungen (nach 1918), „Der gute Ministrant. Ein Lehr- und Gebetbüchlein für Ministranten (um 1924), „Trauungs-Andenken. Ein Lehr- und Gebetbuch für Braut- und Eheleute ... von einem Priester der Diöcese Augsburg“ (1882), „Geistlicher Wegweiser für Eheleute. Ein Lehr- und Gebetbuch für christliche Hausväter und Hausmütter(um 1890);
• Bibelausgaben, u.a. „Die Bibel für die Allerkleinsten“, „Die Bibel für Dummies“, „Kinder-Bibel zum Selbstgestalten“, „Die klassische Kinderbibel“, „Gute Nachricht für Teens“;
• Andachten, Gottesdienste etc. (z.B. Kindergottesdienste, Familiengottesdienste, Studentengottesdienste).
Mit dem diesjährigen Schwerpunkt „Zielgruppen in der religiösen Kommunikation“ möchten wir Sie dazu animieren, nach prägnanten Beispielen für zielgruppenorientierte religiöse Kommunikationsformen jeglicher Art zu suchen und diese eingehend zu analysieren. Wir freuen uns auf einschlägige Beiträge zur Kommunikation in verschiedenen Religionen und Glaubensgemeinschaften. Willkommen ist jeder Forschungsansatz, der diesem Thema gerecht wird.


REFERATE:

Kucharska-Dreiss, Elzbieta: Zielgruppen in der religiösen Kommunikation (Einführungsreferat)

Der Forschungsgegenstand „religiöse Sprache“ bzw. „religiöse Kommunikation“ wurde in der Sektion „Theolinguistik“ bis dato aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Diesmal stehen explizit diejenigen Formen der religiösen Kommunikation im Fokus, die eine klar erkennbare Zielgruppenorientiertheit zulassen oder gar voraussetzen.
Daher bietet das Einführungsreferat in einem ersten Schritt einen Überblick über die Kriterien, nach denen in verschiedenen Fächern, Disziplinen und Lebensbereichen Zielgruppen definiert werden. Das Spektrum reicht von relativ einfachen, wie z.B. das Alter, bis hin zu sehr komplexen Kriterien, wie z.B. Lebensauffassungen und Lebensweisen. Einige der neueren Modelle, in welchen Menschen dahingehend gruppiert werden, wie z.B. die Sinus-Milieus, werden anschließend detaillierter vorgestellt.
In einem zweiten Schritt beschäftigt sich das Referat mit der Frage, inwiefern Kirchen und Glaubensgemeinschaften ihr sprachliches Handeln nach bestimmten Zielgruppen ausrichten. Mit konkreten Beispielen für zielgruppenorientierte Gebete, Predigten, Gebet- und Gesangbücher, Bibelausgaben, Andachten und Gottesdienste etc. wird zum einen eine Bestandsaufnahme geboten; zum anderen sollen Forschungsperspektiven aufgezeigt und theolinguistisch ausgerichtete Forschungsprojekte angeregt werden.

Kiraga, Sebastian: Textvorlagen in der tridentinischen Messe

Während der Feier der heiligen Messen in der tridentinischen Form kommen eine Vielzahl verschiedener Textvorlagen zum Einsatz: das Messbuch, Altarkarten, der „Schott“, Gesangbücher, Noten, Andachtsbücher und viele mehr. Im Referat sollen die Vorlagen im Einzelnen vorgestellt und beschrieben werden, wobei im Mittelpunkt die Frage nach den jeweiligen Zielgruppen der Texte steht.

Meier, Jörg: Bibel in gerechter Sprache

Das Ziel, das sich die Herausgeberinnen und Herausgeber der Bibel in gerechter Sprache gesetzt hatten, war eine grundlegende Neuübersetzung der Bibel unter Berücksichtigung neuerer theologischer sowie sprach- und literaturwissenschaftlicher Einsichten im Kontext sich wandelnder Wahrnehmungsbedingungen der biblischen Texte in der Gegenwart (Steinacker 2005, 7). Dabei sollten Erkenntnisse der feministischen Theologie, des jüdischchristlichen Dialogs, der Sozialethik und der Befreiungstheologie berücksichtigt werden. Die Bibel in gerechter Sprache wollte nicht an die Stelle herkömmlicher Bibelübersetzungen treten, sondern diese pointiert ergänzen, als ein neuer "Zwischenstand auf einem Weg, der niemals zu Ende ist" (Bail u.a. 2006, 26).
Die Bibel in gerechter Sprache ist "einerseits gedacht für den privaten Gebrauch, der [...] in das Gespräch mit anderen führt. Sie stellt sich andererseits aber auch der wissenschaftlichen Auseinandersetzung" (ebd.). Sofort nach ihrem Erscheinen im Jahre 2006 war die neue Übersetzung der biblischen Schriften sowohl theologisch als auch sprachlich stark umstritten und rief von Anfang an ungewöhnlich scharfe Reaktionen hervor.
Die Bibel in gerechter Sprache gibt aber nicht nur dort, wo sie radikal mit bisherigen Traditionen der Bibelübersetzung bricht und frei mit Wortlaut und Gestalt des Textes umgeht, Anlass zur Diskussion, sondern erinnert nachdrücklich daran, wie dringlich eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit der Frage sachgemäßer Übersetzung geworden ist (Noormann 2007, 32).

Mikulová, Anna: Zwei Enzykliken mit brennenden Zeitthemen

In meinem Beitrag stelle ich zwei Enzykliken: „Mit brennender Sorge“ und „Caritas in Veritate“ vor. Der Schwerpunkt der Abhandlung besteht in der Analyse der bewertenden sprachlichen Mittel in beiden o. e. Texten. Zuerst stelle ich die Enzyklika als Textsorte dar dann behandle ich kurz die Problematik der Evaluation in der Sprache.
Im Praktischen Teil des Beitrags mache ich mit dem Inhalt beider Enzykliken bekannt, ferner analysiere ich die in ihnen vorkommenden bewertenden Mittel. Mein Interesse gilt sowohl der Frage, was bewertet wird, wie auch derjenigen, mit welchen sprachlichen Mitteln die Bewertung zustande kommt.

Thiele, Michael: Wie verfehle ich meine Zielgruppe? Der erwachsene Predigthörer und seine Hörstörungen

Gerade im Verfolge der Predigt, die per definitionem auf das Wort setzt, ergibt sich ein Primat des Hörens, der aber auch allgemein gilt, da das Hören die erste intellektuelle Sinneswahrnehmung des Menschen schon im Mutterleibe ist und Sprechen und Hören Primärfunktionen humaner Kommunikation sind.
Störquellen, die dem Hörer das Hören erschweren, sind Fehler des Sprechers: er redet zu laut, zu schnell, verstellt seine Stimme, spricht nicht seine eigene Sprache, sondern nimmt falsche Sprach- und Sprechrollen an, baut falsche Beziehungen auf und verspritzt Moralin.
Fehler und Probleme des Hörers liegen in mangelnder Konzentration und Indisponiertheit. Besonders wirksam ist das Wirken kognitiver wie emotionaler Dissonanz.
Dem kann der Prediger begegnen, indem er nicht von sich, sondern vom Hörer ausgeht, also versucht, den Verstehenshorizont des Hörers auszuloten, ihm Informationen anzubieten, die entweder gänzlich neu sind auf der Informationslandkarte oder aber dem Bedürfnishorizont des Rezipienten zumindest teilweise korrelieren. Der Homilet muß seine Botschaft der Gemeinde wichtig und nutzbringend machen und einer möglichen Ablehnung durch den Zuhörer von vornherein Verständnis entgegenbringen. Um so eher wird der Predigthörer die Botschaft dann doch annehmen können.
Eine Tugend sich zu erarbeiten, nämlich die der Ambiguitätstoleranz, empfiehlt sich auf jeden Fall. Denn besitzen wir diese, gestattet sie uns, Konflikte nicht vorschnell glätten zu wollen, nur um sie aus der Welt zu schaffen, sondern sie auszuhalten und eventuell gar mit ihnen zu leben.



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